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Aufbruch in neue Lernwelten mit "Führen II"

Aufbruch in neue Lernwelten - Neue Wege in der Einsatzleiterausbildung mit „Führen II – Einsatzleiterlehrgang“

Viele Führungskräfte kennen diese Situationen allzu gut: komplexe Einsatzlagen, die anfangs unüberschaubar sind, weitläufiges Ausmaß haben, hohes Gefahrenpotenzial aufweisen und/oder Menschenleben gefährdet sind. Dazu kommt, dass die „Welle“ an Hilfs- und Einsatzkräften zu koordinieren, besser noch zu führen ist, um deren Schlagkraft zielgerichtet entfalten zu können. Da kommt viel auf Verantwortungsträger zu. Der neue „Führen II – Einsatzleiterlehrgang“ bereitet die Kameradinnen und Kameraden genau darauf vor.

Erarbeitung von Kompetenzen für die Einsatzführung

Kompetenzen in der Einsatzführung sind schwer zu erarbeiten bzw. zu erlangen. Das ist kein Geheimnis und gilt für den Feuerwehrdienst gleichermaßen, als das in anderen Tätigkeitsfeldern, z. B. im Berufsleben, der Fall ist. Die eigene Persönlichkeit und das Ausmaß der (diesbezüglichen) Talente sind treibende Faktoren. Wie gehe ich mit Stress um? Wie gut ist jemand in der Lage, ruhig und dennoch „in der Kraft“ zu bleiben oder „Herr der Lage“ zu sein? Wie rasch können Sachverhalte erfasst und analysiert werden (Führungsverfahren)? Wie effizient werden klare Organisationsstrukturen (Einsatzorganisation) geschaffen und für unmissverständliche Kommunikation (Befehlsgebung) gesorgt?

Dass die beispielhaft genannten Einflussfaktoren nicht als „Fahrt zum Supermarkt“ degradiert und der Selbstverständlichkeit unterworfen werden dürfen, liegt auf der Hand. Jede Feuerwehr, vielmehr noch jeder Führungskraft in den Feuerwehren, ist gefordert, sich auf die Aufgaben der Einsatzführung vorzubereiten. Die Frage ist nämlich nicht, ob jemand als Einsatzleiter in die Verantwortung gerufen wird, sondern nur wann das eintreten wird.

Und genau darauf zielt der neue „Führen II – Einsatzleiterlehrgang“ ab: die Führungskräfte der Feuerwehren dabei bestmöglich zu unterstützen und Vorgehensweisen möglichst nachhaltig zu verankern, die im Einsatzfall abgerufen werden können.

Führungssystem und dessen Säulen im Mittelpunkt

Die dreitätige Lehrveranstaltung, deren Abschluss eine handlungsorientierte Prüfung darstellt, stellt die drei Säulen des Führungssystems (Organisation, Ablauf und Mittel) ins Zentrum und entwickelt gemeinsam mit Teilnehmenden eine Art „Roter Faden“, mit dem größere Einsätze geführt und gelenkt werden können. Dieser Mechanismus wird sodann verankert, von Übung zu Übung trainiert, wenn man so möchte auch „gedrillt“. Die Praxis – die Führungspraxis – steht im Mittelpunkt.

Dabei kommen Ausbildungs- und Trainingsmittel wie die bewährte „Planspielplatte“ oder die Computer-Simulation von Einsätzen mittels XVR (Virtual Reality) zum Einsatz. Übungen am Ausbildungsareal der Landesfeuerwehrschule komplettieren die Praxis. Dabei werden Szenarien, die einen Einsatzleiter täglich und unabhängig der örtlichen Situierung einer Feuerwehr treffen können, bearbeitet, wobei die Teilnehmenden die Rolle des Einsatzleiters (inkl. der Führungsunterstützung) einnehmen: Waldbrand, Wirtschaftsgebäudebrand, Verkehrsunfall mit Gefahrgut-LKW, Brand Baustellen-Container mit Acetylen-Gasflasche, Werkstättenbrand, Personen in Baugrube verschüttet, Wohnungsbrand mit eingeschlossenen Personen, Verkehrsunfall mit mehreren PKW.

Die Abarbeitung einer Lage am Areal der Landesfeuerwehrschule sowie die Betrachtung eines größeren Waldbrandes runden die Lehrveranstaltung ab und fassen das Gelernte übersichtlich zusammen. Jeder Teilnehmende nimmt im Zuge der Lehrveranstaltung zumindest einmal die Rolle des Einsatzleiters und eines Mitglieds der Führungsunterstützung ein.

Dass mit einer Führungsfunktion ab dem Dienstgrad „Löschmeister“ (mit Planposten) auch Verantwortung einhergeht, steht spätestens seit der Klarstellung durch das K-FWG 2021 im § 22 „Kommandantenfunktionen und Stellvertretung“ im Abschnitt „Einsatzbereitschaft und Hilfeleistung“ unmissverständlich fest. In Analogie zu einem Atemschutzgeräteträger, der die Werkzeuge wie Strahlrohr oder Rauchvorhang beherrschen muss und mehrmals jährlich zu üben hat, ist es für Führungskräfte unumgänglich, sich mit den Führungswerkzeugen, die im Einsatzleiterlehrgang detailliert behandelt werden zu beschäftigen und diese vor allem zu trainieren.

Handlungsorientierte Prüfung als Abschluss

Die kompetenzorientierte Prüfung ist kein „Spaziergang“, umgekehrt auch keine „Doktorarbeit“:  es muss die Existenz von Grundkompetenzen zur „Einsatzführung“ unter Beweis gestellt werden. Teilnehmende müssen für einen erfolgreichen Abschluss neben dem erforderlichen Hintergrundwissen, Fertigkeiten zur Führung von Lagekarten in einer Führungsunterstützung sowie Handlungen zur Herstellung von Ordnung an Einsatzstellen (z. B. durch das zeitgerechte Einrichten von Bereitstellungsräumen), klaren Zielen und einer schlüssigen Befehlsgebung nach dem LEDVV-Schema nachweisen.

Das Resümee von teilnehmenden Kameraden war äußerst positiv. Es waren drei anstrengende, aber sehr wertvolle Tage, man hatte das Gefühl, etwas geleistet zu haben und besser vorbereitet zu sein. Auch das Ausbilderteam zeigt sich zufrieden. Nach der ersten Durchführung werden kleinere, organisatorische Anpassungen vorgenommen, um die Lehrveranstaltung noch durchgängiger zu machen. Mit einem großen Ziel: mit Verantwortung für Struktur und Ordnung, die Kärntner Führungskräfte optimal vorzubereiten um ihnen am „Tag X“ den Rahmen dafür zu geben, „ihren Mann“ oder „ihre Frau“ noch besser stellen können.