Großeinsatz: Föhnsturm Yves 2017
Eine Spur der Verwüstung durch Kärnten. Am 11. und 12. Dezember 2017 zog ein Föhnsturm über Kärnten, der zu einem der größten Einsatzaufkommen der letzten Jahre geführt hat.
Am Montag waren die ersten Feuerwehreinsätze wegen des Sturmes zu verzeichnen.
Erste Bäume fielen um und mehrere Bergungen von Fahrzeugen mussten vorgenommen werden. Ab 17:00 Uhr verstärkte sich das Einsatzaufkommen schlagartig. Bis 18:00 Uhr waren an diesem Tag bereits rund 100 Einsatzadressen in der LAWZ eingegangen. Bäume stürzten auf mehrere Dächer, Stromleitungen fielen über Straßen, Dächer wurden abgedeckt. Am schlimmsten betroffen war der Abschnitt Rosental im Bezirk Klagenfurt-Land, aber auch die Abschnitte Grafenstein und Wörthersee. Im Bezirk Völkermarkt erfasste der Sturm den Abschnitt Jauntal am stärksten, hier besonders die Gemeinde Eisenkappel-Vellach. Einige Einsätze waren auch in den Bezirken Villach-Land und Wolfsberg zu vermelden.
Von 18:00 Uhr an bis Mitternacht verstärkte sich der Sturm, zusätzlich regnete es beziehungsweise gab es etwas Schneefall, vor allem in Südkärnten. Bis Mitternacht wurden insgesamt weitere 200 Einsatzstellen gemeldet. Aufgrund des orkanartigen Sturmes, selbst in den Tallagen, wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h gemessen. Aufgrund fortgeschrittener Zeit und der voranschreitenden Dunkelheit stieg die Gefahr für die Einsatzkräfte. Deshalb wurden nur mehr die dringendsten Einsätze z. B. die Befreiung von Menschen durchgeführt, die übrigen Anforderungen wurden notiert und am Dienstag bei Tageslicht abgearbeitet.
Bereits seit den Abendstunden waren viele Hauptverkehrsverbindungen wie beispielsweise die Loiblpassstraße (B91) zwischen Maria Rain und Ferlach unpassierbar und gesperrt. An vielen Stellen waren zahlreiche Fahrzeuge zwischen umgestürzten Bäumen und gerissenen Stromleitungen eingeschlossen und mussten von den Feuerwehren befreit werden. Ein LKW sowie ein PKW wurden von Bäumen getroffen und schwer beschädigt, die Fahrer blieben zum Glück unverletzt. Auch mehrere Bundes- und Landesstraßen im Bezirk Völkermarkt wurden unpassierbar, so wie z. B. die Seeberg-Straße B82 ab Eisenkappel über den Seeberg oder an mehreren Stellen auch die B85 Rosental Straße.
Viele Haushalte in Unterkärnten waren ohne Stromversorgung, bis zur Wiederherstellung dauerte es mehrere Tage. Zwischenzeitlich wurden Notstromaggregate der Feuerwehren aus den KAT-Lagern beim KLFV, sowie den externen KAT-Lagern in das Einsatzgebiet gebracht.

Am Dienstag gingen die Aufräumarbeiten weiter. Der erste Austausch der Kräfte wurde gegen 05:00 Uhr durchgeführt. Bereits in den frühen Morgenstunden kamen Feuerwehren aus dem Bezirk Wolfsberg in das Jauntal, um bei den Arbeiten zu helfen. Erschwerender erwies sich an diesem Tag der hohe Wasserstand der Flüsse und Bäche und das anfallende Schmelzwasser bzw. die vielen Regenmengen. Der Sturm beruhigte sich erst in den Morgenstunden dieses Tages.
Über Florianistationen bzw. Feuerwehrstützpunkte wurden von der LAWZ laufend die Einsatzadressen für die jeweiligen Bereiche weitergegeben und sukzessive vor Ort abgearbeitet. Schon im Laufe der Nacht traten die Einsatzkoordinatoren der Bezirkshauptmannschaften Klagenfurt-Land und Völkermarkt mit Vertretern der Einsatzorganisationen zusammen, um die weiteren Maßnahmen festzulegen und zu koordinieren. Vom Bezirkshauptmann Völkermarkt wurde über die LAWZ Kärnten um 04:35 Uhr Zivilschutzwarnung und um 04:40 Uhr Zivilschutzalarm für die Bereiche Bad Eisenkappel und Rechberg ausgelöst. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Schulen und Kindergärten blieben an diesem Tag in den am stärksten betroffenen Gebieten geschlossen. Am Nachmittag konnte endlich Entwarnung gegeben werden.
Für 07:00 Uhr wurde der Landeskoordinationsausschuss einberufen und trat unter Vorsitz von Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser beim Landesfeuerwehrverband zusammen.
Gegen 09:00 Uhr wurde festgelegt, dass der KAT-Zug 4 aus den Bezirken Feldkirchen und St.Veit/Glan aktiviert wird. Bereits zu Mittag machten sich 168 Feuerwehrmitglieder mit 38 Fahrzeugen auf den Weg in das Katastrophengebiet, um die örtlichen Kräfte zu unterstützen. Bei Einbruch der Dunkelheit rückte der KAT-Zug 4 wieder in die Heimatbezirke ab.
Planen und Abdeckfolien wurden aus dem KAT-Lager des KLFV geholt, um die zerstörten Hausdächer zumindest notdürftig abzudecken und ein Eindringen von Regenwasser zu minimieren. Weiters wurde im Laufe des Tages sowohl vom Bezirk Klagenfurt Land als auch vom Bezirk Völkermarkt die Unterstützung durch das Bundesheer angefordert, einerseits Pioniere mit schwerem Gerät für Aufräumarbeiten und in weiterer Folge auch Hubschrauber für Personen- und Gerätetransport. Mit dem Hubschrauber des Innenministeriums wurden Erkundungsflüge zur Lagebeurteilung durchgeführt.

Die Feuerwehren, die Polizei, die Landesstraßenverwaltung und die Störungstrupps der KELAG waren im Dauereinsatz. Umgestürzte Bäume, abgerissene Stromleitungen, überflutete Straßen und Keller, abgedeckte Häuser und Notstromversorgungen wurden von den Einsatzkräften bewerkstelligt. Die Einsätze wurden je nach Dringlichkeit abgearbeitet. Höchste Priorität hatte die Säuberung der Hauptverkehrswege. Bei der Notstromversorgung wurde besonderer Augenmerk auf die Versorgung von Altersheimen und ähnlich öffentlichen Einrichtungen gelegt. Diese Einsätze dauerten bis in die späten Abendstunden an.
Am Mittwoch wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt, Notstromversorgungen durchgeführt und der Stromversorger beim Freischneiden von Leitungsstraßen unterstützt. Es gab etwas Schnee auf den Bergen und in Oberkärnten, in den übrigen Landesteilen regnete es leicht. Dies bedingte wiederum einige Pumparbeiten.
Der Einsatzleitwagen (ELW) des KLFV wurde zur Verbesserung bzw. Sicherstellung der Funkverbindung zwischen der Bezirksalarm- und Warnzentrale Völkermarkt, wo noch immer der behördliche Bezirkskrisenstab tagte, und den Einsatzkräften im Raum Bad Eisenkappel aufgeboten.
Die Einsätze in dieser Ausnahmesituation konnten durch das perfekte Zusammenwirken aller Feuerwehren mit Florianistation, BAWZ und Feuerwehrstützpunkten sowie der Landesalarm- und Warnzentrale, den Behörden, allen Einsatzorganisationen und der KELAG vorbildhaft abgearbeitet werden. Die Sachschäden an Gebäuden und Infrastruktur sind sehr hoch, allein in den Wäldern liegen laut Schätzungen über 600.000 Festmeter Holz am Boden. Glücklicherweise gab es außer einigen eher leicht Verletzten keine schlimmen Personenschäden und vor allem sind keine Todesopfer zu vermelden.
